Familienunternehmen und die Schuldfrage

Was ist zu klären?


Wer kennt das nicht? Es gibt einen Konflikt, aber nur der andere trägt die Verantwortung für die Problematik durch sein völlig unangemessenes Verhalten. 

 

In Familienunternehmen findet sich das personenorientierte Vorgehen als eine Form der aktiven Konfliktbearbeitung, dass heisst es wird besonders häufig nach einem Schuldigen gesucht. Nur allzu häufig wird dabei nicht nur auf das aktuelle Problem Bezug genommen. Durch die besondere Konstellation der in Familienunternehmen vorherrschenden langjährigen Bindungen der Beteiligten, kommt es überdurchschnittlich oft zu verschleppten oder vererbten Konfliktpotentialen. 

Die Konzentration auf Sachthemen im Mediationsprozess und die Erörterung der dahinter liegenden Interessen ermöglicht es, die wenig zielführende Suche nach einem Schuldigen zu verlassen und sich der gemeinsamen Lösungssuche auf der Interessensebene hinzuwenden. Die beteiligten Personen können umfassend mit einbezogen werden und anhand einer Interessenerörterung klären, welche Themen der Sachebene und der Beziehungsebene für relevant gehalten werden. Damit ist die Thematisierung von Personen und althergebrachten Verletzungen möglich, welche jedoch in einem geschützten Rahmen stattfinden können. Darüber hinaus ist die Berücksichtigung von weiteren Komponenten des Konfliktsystems möglich. Systemische und kommunikative Vorfälle können zur Sprache gebracht und neben die Personenklärung gestellt werden.

Des weiteren ist zu beachten, dass in einem Familienunternehmen alle Inhaber in mehreren Rollen beteiligt sind. Vater - Sohn - Mutter -Tochter -  Inhaber - geschäftsführender Gesellschafter - Angestellter - Investor ... um nur einige der überlappenden Rollen zu nennen. Daher ist eine sehr gute Herausarbeitung der Frage „Was wollen wir eigentlich besprechen?“ von besonderer Relevanz und bedarf immer auch der Klarstellung, in welcher Rolle spricht der Konfliktpartner gerade. Das systemisch geschulte Denken des Mediators / der Mediatorin hilft diese Besonderheit zu beachten und bei den Gesprächen ausreichend Rechnung zu tragen.

 

Die Mediation will allen Beteiligten die konstruktive Wirkung eines Konflikts erfahrbar machen. Konstruktiv, das heißt Gewinn bringend, ob im Umgang miteinander oder wirtschaftlich, kann der Konflikt erfahren werden, wenn er zum Beispiel

 

  • den Beteiligten ihre Verantwortung bewusst oder bewusster macht und das Engagement erhöht
  • eine klärende Diskussionen auslöst,
  • ein Ventil bietet für aufgestaute Gefühle wie Angst, Stress, Aggressionen,
  • alternative Lösungen zu erkennen hilft,
  • Innovationen auf den Weg bringt,
  • den Zusammenhalt innerhalb der betroffenen Gruppe fördert,
  • zu sozialem Erfahrungs- und Lerngewinn führt, auch für künftige Konflikte 

Mediation ist u.a. ein Prozess, welcher den Gehalt des Konflikts den sie lösen soll, in ein neues Licht rückt. Sie kann näher bestimmt werden als ein Prozess, in dessen Verlauf die Teilnehmenden, unterstützt von einer neutralen Person, systematisch Konfliktpunkte herausarbeiten, um Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, Alternativen abzuwägen, und zu einer Regelung zu finden, die ihren Anliegen Rechnung trägt. Lassen Sie sich begleiten. 

 

Ihre Annette Plambeck-Warrelmann



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